Rede Florian Sterneckert Demo 20.10.2020
Montagsdemo am 20.10.2020
Ich werde nun ein paar Worte zu der Thematik in Hardhof sagen.
In Hardhof plant ein Agrarinvestor aus Nürnberg zwei Gewächshäuser auf einer Fläche von 10 Hektar!
Zusammen mit Verarbeitungs- und Verpackungshalle, Wasserspeicher, Heizkraftwerk und diversen Nebengebäuden mit dazugehörigen Ladehof und Parkplätzen wird aus einem 15 Hektar großen Biofeld ein 15 Hektar großes Industriegebiet.
Um den immensen Wasserbedarf für sein Fruchtgemüse zu decken, will er ein Speicherbecken bauen,das 75.000 m³ fasst.
Wir haben in Langenzenn eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 535 Liter/qm.
Er hätte somit, nach eigenen Angaben, nur 85 % der erforderlichen Wassermenge.
Die restlichen 15% sollen dann über unser Trinkwasser gedeckt werden.
Die Dillenberggruppe kauft bereits heute schon Wasser zu weil es hier nicht mehr genügend gibt.
Doch was ist in 5 bis 10 Jahren, wenn man die Prognosen bezüglich des Klimawandels betrachtet? Ach ja. Pipelines aus dem nassen Süden Bayerns in den trockenen Norden.
….man macht sich also Gedanken
Unser Hardgraben:
Einer der schönsten naturbelassenen Orte in Langenzenn. Der Hardgraben ist das ehemalige Wassergewinnungsgebiet der Stadt Langenzenn.
Wenn 250 m davon entfernt die Niederschläge aufgefangen werden und nur so viel an die Pflanzen abgegeben wird, wie diese brauchen, wird kein Niederschlag auf dieser Fläche mehr ins Grundwasser zurückgeführt und genau diese Menge wird dem Hardgraben fehlen.
Was werden die Folge sein?
Trocknet der der Schwanenweiher im Herzen Langenzenns aus?
Wird die Kneippanlage zukünftig nur noch mit Tanklastwagen befüllt? In den Sommermonaten 2019 und 2020 wurde durch die Stadt Langenzenn hier bereits nachgeholfen.
Macht diese Touristenattraktion dann so überhaupt noch Sinn?
Schon heute kommt fast kein Wasser mehr aus der Quelle. Die Kneipp Anlage und auch der Schwanenweiher wurden bisher aus dem Hardgraben versorgt.
Das Recht hier solch riesige Anlagen aufzustellen fällt nach §35 im Baugesetzbuch unter das privilegierte Bauen, Bauen im Außenbereich.
Und genau hier liegt das große Problem! Dort hat unser Stadtrat keinerlei Mitbestimmungsrechte.
Das heiß: Stimmt unser Stadtrat gegen diese Projekte wird die Zustimmung einfach durch das Landratsamt ersetzt. Dieses veraltete Gesetz gehört umgehend geändert. Die Zeiten haben sich geändert.
Dieses Gesetz sollte in seinem Ursprung einmal Splittersiedlungen unterbinden. Hier und heute wird es benutzt um Industriegebiete zur Gemüseerzeugung entstehen zu lassen.
Für uns geht es aber um viel, viel mehr.
Es geht um Ressourcenverschwendung und industrielle Erzeugung von Lebensmitteln unter dem Deckmantel Bio.
Es geht um Nachhaltigkeit und Schutz unseres Grundwasserspiegels.
Es geht darum, die Grenzen eines landwirtschaftlichen Betriebes zu erkennen und klare Grenzen zur Industrialisierung zu setzten.
Es geht um Sinn oder Unsinn solcher Dimensionen!!
Für die kleinbäuerlichen Betriebe sollen allein in Hardhof 35 Hektar an bewirtschaftbarer Fläche weg fallen. Der eigentlich erstrebenswerte Weg zurück zu kleineren Betrieben mit mehr Naturverbundenheit und Tierwohl wird somit verbaut.
Den Bauernläden wird im großen Stil ein Konkurrenzmarkt geschaffen. Die wirklich guten und regionalen Produkte verlieren an Wertigkeit.
Dafür wird Biogemüse automatisiert und in industriellen Mengen erzeugt um damit die Einzelhandelsketten zu beliefern.
Das Knoblauchslnd war bereits 2018 in der Lage den gesamten Süddeutschen Raum mit Fruchtgemüse zu versorgen. Mehr noch, um ihren Absatz halten zu können kann kein Kunde abgelehnt werden.
(Quelle: Johannes Höfler https://www.youtube.com/watch?v=oigo4LnoPRQ)
Unser regionaler Markt ist demnach gesättigt.
Jetzt fordert die Politik aber einen höheren Anteil an Bioprodukten. Die bestehenden Anbauflächen umzustellen ist scheinbar nicht rentabel und dauert zu lange. Also werden neue, gigantische Gewächshäuser gebaut.
Betriebe die bisher 4 Hektar Gesamtfläche hatten stellen nun Neubauten mit 10 Hektar in die Landschaft.
Das sind wahnsinnige Mengen die zu dem bereits konventionellen Gemüse noch hinzukommen.
Die Frage ist …Was passiert nun mit dem weiterhin konventionell angebauten Gemüse?
Da es nicht mehr regional vermarktet werden kann, muss es entweder weite Strecken transportiert werden
oder aber als Überschuss vernichtet werden?
(Eindrucksvoll zu sehen in einem Beitrag des Bayrischen Fernsehens in der Anlage der AKG…)
Wenn Tomaten aus Franken dann ein Exportprodukt werden gehen wir im Endeffekt denselben Weg wie in Spanien.
Wollen wir nicht aus den Fehlern lernen, die im Raum Almeria in der Vergangenheit begangen worden sind?!
Es ist doch irrsinnig solche Mengen an Wasser und Energie zu verwenden für Produkte bei denen der Markt schon gesättigt ist. Nur weil das Biosiegel angebracht wird.
Ist das wirklich alles, was von dem ökologischen Denken übrig geblieben ist?
Sollte das Ziel nicht sein, wirklich regionale und vor allem saisonale Lebensmittel zu erzeugen?
Wir Bürger haben nur die Möglichkeit aufzustehen und zu zeigen, dass wir gegen diesen Irrsinn sind!
Für uns ist es nicht Bio!
Wenn hier unser knappes Wasser benutzt wird, um den gesamten süddeutschen Raum mit Tomaten, Auberginen, Gurken und Paprika im Discount zu versorgen.
Für uns ist es nicht Bio!
Wenn hier ein industrialisierter gartenbaulicher Betrieb entsteht, der in seiner Dimension in ein Industriegebiet gehört
oder zumindest dorthin, wo genügend Wasser ist!
Und es kann kein Bio sein,
wenn jeden Tag mehrere Tonnen an Holz verheizt werden müssen, um in unseren Breitengraden fast ganzjährig Gemüse zu ziehen dass ohne diese Wärme nur in den Sommermonaten bei uns wachsen würden.
Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen:…
Wir fordern die Investoren auf ihre Planungen im Langenenner Gemeindegebiet umgehend einzustellen!
Wir fordern die Verkäufer des Biofeldes in Hardhof auf, einen Käufer zu suchen der unsere Natur respektiert und schützt und nicht zerstört, um sich weiter daran zu bereichern.
Im Knoblauchsland wird der Platz knapp. Was bedeutet, dass die dort ansässigen Großbetriebe neue Standorte suchen, um sich weiter zu vergrößern.
Während im Nürnberger Norden bis hin nach Erlangen landwirtschaftliche Flächen teuer als Bauland verkauft werden, planen die dortigen Gewächshausbetreiber die Expansion in den ländlichen Raum.
Dies wird in Zukunft nicht nur Langenzenn betreffen.
Vach und Obermichelbach wissen, wovon wir reden.
Oberasbach, Ammerndorf, Veitsbronn, Cadolzburg, Wilhermsdorf, Roßtal, Zirndorf, Tuchenbach, Großhabersdorf, Stein und Seukendorf sollten die Situation hier bei uns gut beobachten.
Wir fordern die Politik dazu auf,
das Gesetz zum privilegierten Bauen so zu ändern, dass es nicht mehr möglich ist, aus Biofeldern Industriegebiete zu machen.
Und wir fordern euch dazu auf unterstützt uns weiterhin im Kampf gegen die XXL Gewächshäuser!
Bei diesem Thema geht es auch um die Tatsache, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen vielen von uns Menschen schwierig fällt.
Das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen, ist oft beschwerlicher als zu sagen: „IHR wollt doch auch immer jedes Gemüse billig zu jeder Jahreszeit“.
Vielmehr sollte über eine regionale und saisonale Produktion von Gemüse und dem daraus resultierenden Wert, den ich dafür bezahlen muss, diskutiert werden.
Dies gilt im Übrigen auch für alle anderen Lebensmittel.
Genau aus dieser Verantwortung der Gesellschaft gegenüber heraus, werden wir aus Hardhof in Zukunft bis auf weiteres die großen Veranstaltungen zum Thema Gewächshaus pausieren lassen.
Die Infektionszahlen mit dem Corona-Virus steigen leider wieder und somit ist es nur vernünftig, auf weitere Demonstrationen in Zukunft vorerst zu verzichten.
Wir werden regelmäßig auf dem Bauernmarkt zu finden sein wo auch weiterhin noch Unterschriften gegen die Gewächshäuser in Langenzenn gesammelt werden.
Auf der Homepage
im Gemeindeblatt von Langenzenn,
sowie auf Facebook
werden wir euch weiterhin auf dem Laufenden halten.
Trotz mehrmaliger Anfragen, hat der Investor Johannes Höfler jeglichen Kontakt zu uns oder der Presse abgebrochen. Somit gibt es im Moment auch keine neuen Informationen seinerseits.
Liebe Familie Maußer…
Wenn jemand nicht mehr Gesprächsbereit ist …
…dann hat er das Feld in unserer Nachbarschaft auch nicht verdient!!!
Danke für eure Aufmerksamkeit!