1. Leserbrief Hardhof im Mitteilungsblatt Langenzenn
„Naturlandschaft Landkreis Fürth“ – so steht es exponiert auf der Homepage des Landkreises. Zugegeben, ein zeitgenössisch durchaus attraktiver Slogan. Nur verkommt dieser vor den aktuellen baulichen Ankündigungen in unserer Heimatstadt zu einer leeren Worthülle. Wir Anwohner in Hardhof halten die grüne Fahne noch Tag für Tag hoch. Wenn man den goldgelben Sonnenuntergang über den Feldern, die Rehe und Hasen am Waldrand und die idyllische Ruhe der Sommernächte aus nächster Nähe erleben darf, so versteht man, warum dieser Fleck Natur - gemeinsam mit vielen anderen - derart schützenswert ist. Eine vollkomme Szenerie, welche der Herrgott persönlich nur schwer veredeln könnte, das ist unsere Naturlandschaft im Landkreis Fürth. Zumindest wenn Sie mich und die Anwohner vom Hardhof fragen. An anderer Stelle ist man der Meinung, dass ein 30 Mio. Euro teures Monster, welches ca. zehn Hektar Natur mit sieben Metern hohen Glas- und Stahlelementen bedeckt, die redensartliche Kirsche auf der Sahnetorte der Heimatoptimierung darstellt. Zwei derartige Bauprojekte stehen aktuell in Hardhof und Keidenzell zur Debatte. Einmalige Investition oder nur der Anfang vom Ende, der ach so wertgeschätzten Naturlandschaft in unserem Langenzenn? Ein zweites Knoblauchsland bei uns vor der Haustür? Nein, Danke!
Idylle?! Natur?! Lebensraum?! – Wohl kaum.
Auch die Tatsache, dass - zumindest in unserem Fall - mit dem Bioanbau von Tomaten geworben wird, wirkt eher wie ein Schüler, der seine 5 in Deutsch mit einer 2 in Sport überdecken möchte, als ein vernünftiger Ausgleichsaspekt. Weitere Argumente wie „Selbstversorgung“ oder „Bewässerung durch Regenwasser“ begeistern nur bedingt. Zumindest, wenn man sich den immensen zusätzlichen Stromverbrauch von zehn Megawattstunden jährlich, oder die Tatsache, dass bestehende Betriebe am Hardhof bereits jetzt über Wassermangel klagen, vor Augen führt. Wurde hier falsch gerechnet oder regnet es nebenan einfach mehr? Auch die vor kurzen noch begeistert unterschriebenen „Rettet die Bienen“-Petitionen verkommen vor dem Hintergrund dieser Pläne zur reinen Makulatur. Schlagworte wie „Flächenversiegelung“ statt blühender Wiesen zwischen den Feldern, oder die „künstliche Illumination“ durch 24 Stunden laufende Beleuchtung stehen unserer Ansicht nach diametral zu der noch letztes Jahr aus jeder Partei des Langenzenner Stadtrates versprochenen „Unterstützung der heimischen Landwirtschaft“. Der Schutz des Lebensraums von Insekten, Rehen und vielem mehr gehört zu einer soliden und gesunden Landwirtschaft! Oder wird der Umweltschutz hier leichter propagiert als „produziert“? Gerade in letzter Zeit hat uns ein weltweiter Virus, wenn auch unfreiwillig, gelehrt, die eigene Heimat und die Zeit, die man dort verbringen kann, oder teilweise sogar muss, wieder bewusst zu genießen. Hardhof und seine schönen Lauf- und Fahrradwege waren durch Familien, Pärchen, junge Leute und generell sportlich aktive Menschen rege genutzt. Warum? Weil es hier einfach schön ist! Allen voran der Natur wegen! Und so soll es auch bleiben, ein natürlicher und ländlicher Naherholungsort. Hardhof stellt sich gegen dieses Projekt. Die Frage ist, tun dies Langenzenn und seine Politiker/innen auch?! Haben wir Ihre Unterstützung? Setzen Sie sich wirklich für uns ein? Auch nach und nicht vor einer Kommunalwahl? Wir in Hardhof und sicherlich auch die Bürgerinnen und Bürger in Keidenzell hoffen, dass diese Projekte alles andere als unter Dach und Fach gebracht werden.
Herzlichst, ein umweltbewusster Lehramtsstudent für einen kleinen Ortsteil, der letzten Endes vielleicht doch nicht zu klein ist, um etwas erreichen zu können – so hoffe ich zumindest…
Tommy Grüner